Welcher Yogastil passt zu mir?
Vor allem wenn Du gerade erst startest, kann die Auswahl des geeigneten Yogastils überfordernd sein. Es gibt einfach so viele Stile – und jeder Stil hat seinen ganz eigenen Charakter. Im Endeffekt kannst Du nur durch eigene Erfahrungen sicher gehen, welcher Stil für Dich passt. Auch jede*r Yogalehrer*in bringt noch einmal etwas ganz Eigenes mit ein. Um einen Überblick über die Möglichkeiten zu bekommen, stelle ich Dir hier die am weitesten verbreiteten Stile vor.
Hatha Yoga
Hatha Yoga ist wohl der bekannteste Yogastil. Besonders der klassische Sonnengruß ist bekannt. Hatha Yoga besteht aus einer Kombination aus Asanas (die Körperstellungen), Pranayama (Atemübungen) und Meditation. Als Anfänger bist Du hier super aufgehoben, da Du sanft in die Yogapraxis eingeführt wirst. Es gibt Übungen für jeden Fitness- und Altersgrad und die Übungen können super an Deine körperlichen Bedürfnisse angepasst werden. Wenn Du offen und mit Lust auf Neues zur Yogastunde gehst, wirst Du Deinen Körper auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen. Körper und Geist werden zusammenarbeiten und zur Ruhe kommen. So können Blockaden gelöst und körperliche und seelische Harmonie aufgebaut werden. Gerade, wenn Du in der Welt des Yoga neu bist, gilt hier ein Prinzip: sei Dein eigener Yogalehrer. Niemand kann Dir sagen, was Du in Deinem Körper spürst. Nur Du kannst erkennen, was Dir gut tut (natürlich sollte bestenfalls ein Yogalehrer begleiten, um den Prozess zu unterstützen und Dich besonders am Anfang zur Seite zu stehen). Yoga ist kein Wettbewerb – es ist völlig egal, wie Dein Mattennachbar in dieser oder jener Übung aussieht. Das ist für viele wohl die schwierigste Übung. Seinen eigenen Körper zu achten und ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die er im Alltag häufig vermisst.
Klassische Hatha Yoga Stunden haben einen sehr ähnlichen Ablauf. So kannst Du Dich im Laufe der Zeit beobachten und schauen, wie sich Körper und Geist verändern! Zum festen Bestandteil der meisten Hatha Yoga Stunden gehört der Sonnengruß, Atemübungen (mal mehr, mal weniger) sowie statische Übungen wie der Fisch oder der Drehsitz.
Vinyasa Yoga
Im Vinyasa Yoga geht es um Bewegung – den Flow. Hier werden Übungen durch Bewegung verbunden. So entsteht eine ganz eigene Dynamik und Du fließt quasi durch die Stunde. Meist sind die Stunden aktiver als im Hatha Yoga. Es gibt wiederkehrende Elemente, aber auch immer wieder etwas Neues. Die Bewegungen werden mit dem Atem verbunden. Du kommst ins Schwitzen und spürst Deinen Körper. Trotzdem bleibt Yoga immer eins: für Dich gemacht. Das heißt, dass der/die Yogalehrer/in nicht wie ein Drill-Instructor vor Dir steht und Dich antreibt. Wenn Du das Gefühl hast, Dein Körper benötigt eine Pause, ist die Position des Kindes eine stetige Möglichkeit für ein kurzes Päuschen. In einer Vinyasa Stunde wirst Du Dich bewegen, Kraft aufbauen und Glücksgefühle aufbauen. Da die Übungsabfolge schonmal sehr schnell sein kann, wirst Du die Art und Weise des Lehrers sehr schnell kennenlernen und lernen, genau zuzuhören. Das kann zu Beginn etwas verwirrend sein, aber Du kommst schnell rein. Gerade in der Atmosphäre einer Yogaklasse mit anderen Übenden wird man quasi mitgetragen. Ein guter Vinyasa Lehrer sieht genau, was seine Schüler brauchen und variiert die Übungen entsprechend des Levels. So bekommt jeder genau das, was für ihn gerade passend ist. Auch hier gilt: Dein eigener Körper ist der Herr – nicht der Körper des Mattennachbarn. Meist hat jede Stunde ein ganz eigenes Thema – z.B. Hüftöffner oder Rückbeugen.
Die Urform des Vinyasa ist Ashtanga Yoga.
Ashtanga Yoga
Ashtanga Yoga ist eine Form des Hatha Yoga, die hauptsächlich Asanas (Körperübungen) und Pranayama (Atemübungen) beinhaltet. Der Unterricht folgt einer gleichbleibenden Reihenfolge von Übungen. Diese sind in 6 Serien aufgeteilt. Häufig wird die erste Serie unterrichtet. Viele moderne Yogastile sind vom Ashtanga Yoga abgeleitet worden (am Ähnlichsten ist wohl Vinyasa Yoga, nur dass die Gestaltung dort etwas freier ist).
Eine Stunde ist Aktiv und schweißtreibend. Dein Körper wird gekräftigt, wobei auch erfahrene Yogis ins Schwitzen kommen. Die Übungen werden dabei fünf Atemzüge lang gehalten. Das bedeutet, dass der Atemrhythmus in Kombination mit den einzelnen Übungen und Bewegungen genau vorgegeben ist. Gerade für Anfänger ist es hierbei unbedingt notwendig, dass ein Yogalehrer anwesend ist. Daher solltest Du zu Beginn Deiner Yogapraxis nicht allein zu Hause starten. Denn es gibt einige Asanas, die den Körper an seine Grenzen bringt und bei falscher Ausführung eine hohe Verletzungsgefahr mit sich bringt.
Es braucht Erfahrung, um sich in der Serie des Ashtanga Yogas wohl zu fühlen. Die perfekte Ausführung braucht Zeit und Übung, also lass Dich von Schwierigkeiten während der ersten Stunden nicht verunsichern.
Yin Yoga
Yin Yoga ist ein passiver Yogastil. Die Stunden sind ruhig und meditativ und die meisten Übungen finden im Sitzen oder Liegen statt. Im Yin Yoga werden die einzelnen Asanas über mindestens drei Minuten gehalten. Und dabei wird nicht mit Muskelkraft gearbeitet, sondern passiv – mit Dehnübungen. Während der Praxis schaust Du ganz genau auf die Signale Deines Körpers und lernst ihn auf diese Weise noch näher kennen. Durch die Asanas erhöht sich die Flexibilität Deines Körpers und An- oder Verspannungen können gelindert oder sogar ganz gelöst werden. Das Fasziengewebe wird angesprochen und gelockert. Die einzelnen Übungen sprechen ganz gezielt bestimmte Meridiane (Energieleitbahnen aus der TCM) an und unterstützen dort den Fluss der Energien.
Während des Yin Yogas werden viele Hilfsmittel wie Kissen, Bolster oder Blöcke genutzt. So kannst Du jede Übung an Deinen Körper anpassen und so Deine ganz individuelle Variation finden. Du kommst in einen meditativen Zustand und bringst sowohl Körper als auch Geist zur Ruhe. Es geht nicht um Leistung oder darum, möglichst intensiv in die Übungen zu kommen. Die Anerkennung der Leistungen des eigenen Körpers bringt mehr Selbstwertgefühl und eine besondere Form der Achtsamkeit.
Kundalini Yoga
Kundalini Yoga ist das Yoga der Energien. Ziel ist die Erweckung der sogenannten Kundalini-Energie, der universellen und ursprünglichen Lebenskraft. So verlässt Du die Stunden wacher, bewusster und mit einer ordentlichen Packung neuer Intuition und Konzentration. Deine Wahrnehmung wird auf ein neues Level befördert, wodurch Du lernst, auf deinen inneren Kompass zu vertrauen.
Was Du hier auf jeden Fall lernen wirst, ist der Zusammenhang von Körperübungen und der sieben Chakren (Energiezentren). Sind Chakren blockiert, können sie durch bestimmte Übungen positiv gestärkt und harmonisiert werden. Dabei gibt es nicht nur Übungen, für die Du eine Yogamatte brauchst. Auch im Alltag gibt es viele Möglichkeiten, Deine Chakren positiv zu beeinflussen. Zum Beispiel durch einen Spaziergang in der Natur oder bestimmte Meditationen. Die Yogastunden finden meist zu bestimmten Chakren statt.
Im Kundalini Yoga gibt es feste Übungen, die aber nicht an erster Stelle auf die körperliche Fitness abzielen. Es gibt Mantras, Meditationen und Atemübungen. Körperübungen werden hier sehr lange gehalten. Wenn Du offen bist für einen spirituellen, sanften und meditativen Yogastil, dann kann Kundalini Yoga genau das Richtige für Dich sein!
Mit diesem Überblick über die häufigsten Yoga Stile kannst Du Dich auf die Suche nach Deinem/Deiner Yogalehrer*in machen. Denn nicht nur der Stil ist wichtig – Du solltest Dich rundum wohl fühlen, um Deine Yoga Praxis bestmöglich genießen zu können. Ich wünsche Dir wundervolle, ruhige oder aktive, aber auf jeden Fall bewusste Yogastunden und eine zauberhafte Zeit mit DIR.
Merle